In der Corona-Pandemie ist so manches verschütt gegangen, das erst jetzt zurückkehrt, darunter auch das Sportfest der Lebenshilfe, welches man traditionell an der Lessing Schule ausgerichtet hatte. Das Fest soll nun zurückkehren, allerdings unter neuem Grundgedanken – aus dem Sportereignis für Menschen mit Behinderung soll ein tatsächlich inklusiver Wettkampf werden…
Sport verbindet, heißt es und der Drang nach Bewegung ist auch jenen zu eigen, denen Körper und Geist Steine in den Weg legen. Bestes Beispiel sind die Sportler der Nordthüringer Lebenshilfe, trotz Behinderung hat man körperliche Ertüchtigung und Wettkampf immer hoch gehalten. Die Fußballmannschaft der Lebenshilfe ist bereits vier mal Thüringenmeister geworden, spielt demnächst um die Deutsche Meisterschaft und auf dem Fitnesspfad hinter den Werkstätten können sich Mitarbeiter und Bewohner austoben.
Zur Tradition gehörte immer auch das jährliche Sportfest, dass man auf dem Gelände der Lessing-Schule mit Unterstützung des Gesundheitsamtes feierte. Ein Highlight im Jahreskalender der Lebenshilfe, ohne Frage, aber eines, bei dem man am Ende dann doch meistens unter sich blieb. Und als Corona kam, wurde das Sportevent, wie so viel anderes, ausgesetzt.
Für die kommende Woche plant man die Wiederauferstehung, allerdings unter neuen Vorzeichen. Das Landratsamt hat man zwar immer noch mit im Boot, die Hauptorganisatoren sind aber neben der Lebenshilfe nun der Kreissportbund (KSB) und die Lessingschule, denn aus dem internen Wettbewerb soll ein tatsächlich inklusives Sportfest werden.
Um die letzten Details festzuzurren traf man sich heute noch einmal in der Schule. Fast 200 Schülerinnen und Schüler und rund 50 Menschen mit Behinderung werden sich am Donnerstag kommender Woche ab der Mittagszeit in verschiedenen Teams an 10 Stationen messen. Auf dem Programm steht sportliches wie Weitsprung, Werfen, Kurzstreckensprint oder auch Medizinball rollen, Wettkämpfe die mehr dem Spaß dienen, sowie Stationen, an denen die eingeschränkten Sportler vielleicht die besseren Karten haben, darunter ein Rollstuhlparcour.
„Als Kreissportbund haben wir uns dem Thema Inklusion in den Vereinen schon seit einiger Zeit angenommen und einige interessante Geschichten erlebt.“, sagt KSB-Chef Patrick Börsch. „Mal geht es um den sportlichen Erfolg, etwa bei unserer Rollstuhlfechterin Gina-Maria Schneevoigt vom FSC Nordhausen, an anderer Stelle haben wir Kinder gesehen, die einfach Teil einer Mannschaft sein wollen und wenn es nur am Spielfeldrand ist. Sport verbindet alle und genau das soll bei dem inklusiven Sportfest an der Lessing-Schule auch im Vordergrund stehen.“
Die Teams werden gemischt und durchlaufen die Stationen, berichten die Organisatoren, wie man die Punkteverteilung gestaltet, prüft man aktuell noch. Der sportliche Erfolg soll gewürdigt werden, es wird Auszeichnungen für die besten Teams geben. Aber vornehmlich folgt man dem olympischen Gedanken: dabei sein zählt und so wird es auch für alle Teilnehmer eine Medaille geben. Zudem will man bei der Gelegenheit sowohl Disziplinen für das Sportabzeichen für Menschen mit Behinderung abnehmen als auch Prüfungen für das reguläre Sportabzeichen in der Leichtathletik anbieten, die bestimmte Berufsgruppen wie Polizisten für die Bewerbung brauchen, erläutert KSB-Chef Börsch.
Das Wettkampffest von Lessing-Schule und Lebenshilfe ist allerdings nur ein Teil des sportlichen Tages, ab 15 Uhr werden die Stationen für Jedermann geöffnet, heißt es von Seiten der Organisatoren. Nicht jeder der mit einer Behinderung lebt, landet automatisch in den Reihen der Lebenshilfe und vielen Menschen sieht man ihre Einschränkungen nicht einmal an. Dennoch wird auch hier Sport getrieben, nicht umsonst gibt es neben den olympischen auch die paralympischen Spiele. Und nicht jeder der uneingeschränkt durch das Leben gehen kann, ist ein fitter Sportler. Am Donnerstagnachmittag kommender Woche wird auf dem Lessing-Sportplatz und dem Schulhof für jeden etwas dabei sein, neben Sport und Spiel wird auch für die Verpflegung gesorgt, die Schule bietet Gutes vom Grill, Kaffee und Kuchen an. Das Sportfest für Jedermann öffnet ab 15 Uhr, der Eintritt ist frei.
Angelo Glashagel