Der organisierte Thüringer Sport kann angesichts positiver Mitgliederentwicklung optimistisch in die Zukunft blicken, steht aber auf Grund der unklaren Haushalts-Perspektive auf Landes- und Bundesebene insbesondere sport- und finanzpolitisch vor großen Unsicherheiten. Mit vier personellen Veränderungen geht das LSB-Präsidium in die kommenden drei Jahre. Zudem nahmen die Delegierten des 12. Landessporttages Änderungen in der LSB-Satzung vor.
Im Mittelpunkt des 12. Landessporttages als höchstes LSB-Gremium stand die Wahl eines neuen Präsidiums. Prof. Dr. Stefan Hügel (HSV Weimar) steht erneut für die kommenden drei Jahre an der Spitze des Landessportbundes Thüringen. Die 94 Delegierten des Landessporttags im Parksaal des Erfurter Steigerwaldstadions wählten den 63-jährigen Notar aus Weimar einstimmig in seine dritte Legislatur als Präsidenten der größten Bürgervereinigung im Freistaat. „Es liegt eine richtungsweisende Zeit vor uns, umso mehr freue ich mich auf das zukunftsorientierte Team“, so Hügel.
Vier neue Personen im LSB-Präsidium
Veränderungen gab es dennoch einige im LSB-Präsidium. Während Lutz Scherf (Handballverein Jena 90) und Speerwurf-Olympiasieger Thomas Röhler als Vizepräsidenten wiedergewählt wurden (LC Jena), sind auch Thomas Fritsche (Thüringer Basketball-Verband) und Ute Karger (Thüringer Schlitten- und Bobsportverband) erstmals als Vizepräsidenten im LSB-Präsidium vertreten. Diese Position ebenfalls bekleiden wird künftig Robert Fischer (RC Ilmenau), der bisher als Vorsitzender der Thüringer Sportjugend im LSB-Präsidium vertreten war, sich aber im September beim Landesjugendtag der THSJ nicht zur Wiederwahl gestellt hatte. Die Interessen der Thüringer Sportjugend vertritt künftig Anna Feuer (LTV Erfurt) als Vorsitzende. Neu im Präsidium ist auch der Präsident des Thüringer Volleyball-Verbandes, Christian Stückrad, der von der Konferenz der Sportfachverbände gewählt wurde und nach neunjähriger Tätigkeit den nicht zur Wiederwahl angetretenen Hans-Jürgen Günther (Thüringer Schwimmverband) nachfolgt. Dagegen als Vorsitzender der Konferenz der Kreis- und Stadtsportbünde bestätigt und erneut im LSB-Präsidium vertreten ist Uwe Höhn (Kreissportbund Hildburghausen).
Aus dem Präsidium ausgeschieden sind neben Hans-Jürgen Günther auch die zweifache Biathlon-Olympiasiegerin Katrin Apel sowie Lutz Rösner, der 24 Jahre das Vizepräsidenten-Amt im LSB bekleidete und für seine Verdienste zum Ehrenmitglied des Landessportbundes Thüringen ernannt sowie mit der GutsMuths-Ehrenplakette in Platin als höchste LSB-Auszeichnung gewürdigt wurde.
LSB-Präsident Prof. Hügel fordert Erhöhung der Mittel für kommunalen Sportstättenbau
Während für das Vizepräsidenten-Amt im LSB-Präsidium untypischerweise erstmals mehr Kandidaten als Positionen zur Verfügung standen – Prof. Hügel sprach diesbezüglich in einer demokratischen Gesellschaft von einem sehr guten Zeichen – war die Förderung des Ehrenamtes einer der benannten Schwerpunkte für die kommende Legislatur. Ebenso gilt die dringend notwendige Verbesserung der Sportstättensituation im Freistaat als eine zu lösende Herausforderung für das neue Präsidium. „Es ist noch viel Geld nötig, um die Sportstätten in Thüringen wieder auf ein vernünftiges Niveau zu bringen“, erklärte Prof. Hügel und kündigte an, die Erwartung von einer jährlichen Förderung in Höhe von 25 bis 35 Millionen Euro für den kommunalen Sportstättenbau an die künftige Landesregierung zu richten.
Der derzeit noch geschäftsführend im Amt agierende Sportminister Helmut Holter ermunterte den LSB Thüringen darin, weiterhin mit lauter Stimme für die Interessen des Sports einzustehen und in der Haushaltsdebatte auf Landesebene Verbesserungen für den Sport zu erzielen. „Wir hatten in den letzten Jahren eine wirklich starke Entwicklung der Förderungen für den Sport. 2015 waren es noch 15,3 Millionen Euro, 2024 sind es 37,6 Millionen. Das ist ein Aufwuchs von 145 Prozent. Doch die Gelder reichen nicht aus. Wir brauchen Investitionen in Sportanlagen und den Sport, um das Niveau im Freistaat beibehalten oder sogar verbessern zu können. Auch deshalb habe ich als zuständiger Minister gegen den Haushaltsentwurf gestimmt.“
Gleichzeitig nutzte Holter den Landessporttag, um sich bei den Delegierten für die Zusammenarbeit seit dem Jahr 2017 zu bedanken. „Ich wurde sehr schnell in die Thüringer Sportfamilie aufgenommen und habe mich immer wohlgefühlt. Ich bin zu einem leidenschaftlichen Anhänger des Thüringer Sports geworden und habe so viel über Sport gelernt, wie noch nie in meinem Leben“, so Holter. Auch der Thüringer Landtagspräsident Dr. Thadäus König würdigte die Verdienste des Thüringer Sports. „376.000 Mitglieder, 3.249 Sportvereine, 60.000 Ehrenamtliche im Thüringer Sport – das ist ein Pfund. Es müssen vernünftige Rahmenbedingungen für den Thüringer Sport vorherreschen, darüber besteht Konsens im Thüringer Landtag“, so Dr. König, der für die Zukunft die Einführung einer Sportkonferenz im Thüringer Landtag anregte.
Zwei neue Sportfachverbände und eine Anschlussorganisation vergrößern die Thüringer Sportfamilie
Als 50. und 51. Sportfachverband haben die Delegierten einstimmig den Rugby-Landesverband Thüringen und den Floorball-Verband Thüringen in den Landessportbund Thüringen aufgenommen. Zudem ist der Mitteldeutsche Tischfußballverband neue Anschlussorganisation im LSB.
Mit deutlicher Mehrheit von den Delegierten beschlossen wurden Änderungen der LSB-Satzung. So muss künftig jedes Sportvereins-Mitglied zwingend auch einem Sportfachverband, also einer konkreten Sportart, zugeordnet werden. Zudem hat die Mitgliederversammlung entschieden, einen Paragraphen zur Sanktionierung verbandsschädigenden Verhaltens einzufügen, um künftig auch Einzelpersonen, beispielsweise durch den Entzug von Ehrungen und Lizenzen sanktionieren zu können. Bisher konnten lediglich Mitgliedsorganisationen aus dem Landessportbund ausgeschlossen werden.
Ehrung fürs Ehrenamt
In Anerkennung besonderer Verdienste um die Förderung des Sports ehrte der LSB im Rahmen des Landessporttages zwei besondere Persönlichkeiten im Ehrenamt. Lutz Rösner (Vizepräsident LSB Thüringen) erhielt die GutsMuths-Ehrenplakette in Platin, welche nur fünf Mal pro Kalenderjahr vergeben wird. Andreas Minschke (Präsident Thüringer Schlitten- und Bobsportverband) wurde die GutsMuths-Ehrenplakette in Goldverliehen.
GutsMuths-Ehrenplakette in Platin für Lutz Rösner
Vor 24 Jahren zum 4. Landessporttag wurde Lutz Rösner als Vizepräsident Leistungssport in das Präsidium des Landessportbundes Thüringen gewählt. Dieses Amt hat er bis heute durchgängig bekleidet – mit einer marginalen Änderung. Mit der Ressort- bzw. Themenabschaffung des LSB-Präsidiums im Jahr 2018 entfiel der Begriff Leistungssport im Titel des Vizepräsidenten, doch seiner Hingabe für dieses Thema blieb Rösner bis heute treu. Sein Wissen und seine Erfahrungen als Direktor der Sportschule in Jena, vor allem aber sein Herzblut für den Leistungssport hat er seit 1995 auch ehrenamtlich in die Thüringer Sportfamilie eingebracht. Seit diesem Zeitpunkt bereicherte er bis 1999 den Thüringer Leichtathletik-Verband als Sportwart, ehe er für drei Jahre dessen Vizepräsident wurde. Seit 2001 war er Mitglied im Landesausschuss Leistungssport und im Trägerverein des Olympiastützpunktes Thüringen, später auch im Präsidialausschuss Leistungssport sowie im Beirat Leistungssport. In dieser Zeit hat sich Rösner mit einer enormen fachlichen Kompetenz und einem hohen zeitlichen Engagement für die Belange des Vereins- und Verbandssports eingesetzt, hat für die Sache gestritten und gekämpft, dabei oft auch kritisch hinterfragt und stets mit einem hohen Grad an Reflexion nach neuen Möglichkeiten und Wegen gesucht. Sein hohes ehrenamtliches Engagement hat sich dabei längst nicht nur auf den Leistungssport reduziert. Rösner ist Gründungsmitglied im SV GutsMuths Jena, war bis 2019 Vorsitzender im Förderverein der Sportschule Jena, einige Jahre Aufsichtsrats-Mitglied beim FC Carl Zeiss und einige Jahre Vorstandsmitglied der Fußballstiftung der Stadt Jena. Seine Verlässlichkeit, seine Sachlichkeit, seine Zielorientierung und seine Überzeugung hinsichtlich der wertvollen Leistungen des Vereins- und Verbandssports waren stets gewinnbringend und wichtig für den Landessportbund Thüringen.
GutsMuths-Ehrenplakette in Gold für Andreas Minschke
Seit der der politischen Wende hat Andreas Minschke für die Interessen und Ziele der Thüringer Sportjugend in Gemeinsamkeit mit dem Vorstand gekämpft, gestritten und dabei auch dank seines fundierten Fachwissens und ganz persönlichem Engagement viel erreicht. Als Mitgründer der Thüringer Sportjugend im Landessportbund Thüringen war er zunächst Mitglied des Vorstandes bis 1993, danach bis zum Jahr 2000 ihr 2. Vorsitzender. Minschke hat in der Etablierung und Festigung der Thüringer Sportjugend auf Landes- und Bundesebene aktiv und mit viel Elan mitgewirkt. Von 2003 bis 2007 war er Vorsitzender der Thüringer Sportjugend und hat enorme Verdienste bei der Entwicklung der Thüringer Sportjugend erworben. Unter seiner Führung bzw. federführenden Mitarbeit wurde unter anderem das Jugendlager während der Olympischen Spiele in Athen 2004 organisiert, das Jugendevent der Deutschen Sportjugend 2007 in Weimar zum vollen Erfolg und die „Gemeinsame Erklärung des Präsidiums des Landessportbundes Thüringen und des Vorstandes der Thüringer Sportjugend zur Gestaltung der Jugendarbeit im LSB Thüringen“ 2005 ausgearbeitet und unterzeichnet.
Ab Juli 2007 musste Minschke berufsbedingt sein Amt niederlegen. Seit 2010 ist er Mitglied im Vorstand des Thüringer Schlitten- und Bobsportverbandes. Nach sieben Jahren als Vizepräsident bekleidet er seit 2017 das höchste Amt im Verband. Dass Minschke große Herausforderungen nicht scheut, zeigte die herausragende Organisation der Rennrodel-Weltmeisterschaft im Januar 2023 in Oberhof sowie die Vision, die Rennrodelbahn und Thüringen als Austragungsort für die Olympischen Winterspiele 2026 ins Gespräch zu bringen.
Das neue Präsidium des Landessportbundes Thüringen:
- Präsident: Prof. Dr. Stefan Hügel
- Vizepräsident: Robert Fischer
- Vizepräsident: Thomas Fritsche
- Vizepräsidentin: Ute Karger
- Vizepräsident: Thomas Röhler
- Vizepräsident: Lutz Scherf
- Vorsitzende Thüringer Sportjugend: Anna Feuer
- Vorsitz Konferenz der Sportfachverbände: Christian Stückrad
- Vorsitz Konferenz der Kreis- und Stadtsportbünde: Uwe Höhn