Bevor am Wochenende wieder die Bälle flogen verabschiedeten die Handballer des Nordhäuser SV eine ihrer, dem Nordhäuser Handball prägenden, Persönlichkeit. Viel wurde gesagt und geschrieben über den „Handball Alfons“ (Alfons Jarmuszewski) des NSV. Den 82-Jährigen zieht es zu seiner Familie und er verlegt seinen Lebensmittelpunkt.
Am Donnerstag gab es ihm zu Ehren einen Empfang in der Gaststätte „Rosengarten“. Geladen hatte die Abteilung Handball des NSV. Von engen Weggefährten wurde er mit minutenlangem Beifall empfangen. Dabei konnte selbst ein so gestandener Ehrenamtler wie er sich einige Freudentränen nicht verkneifen.
Vereinsvorsitzender Prof. Dr. Philip Heiser sowie Schatzmeister Jens Laubner und die Kinderschutzbeauftragte Stefanie Bartel ließen es sich nicht nehmen Alfons Jarmuszewski zu verabschieden. Der Kreissportbund kam mit seinen Vorsitzenden Gerd Störmer, seinen Geschäftsführer Patrick Börsch und Jugendkoordinator Viktor Vollmer und überreichten ihn die Ehrennadel des Kreissportbundes Nordhausen. Ein weiterer der den Sport in Nordhausen geprägt hat – Werner Hüttcher – war ebenfalls der Einladung gefolgt. Für die vielen weiteren Sportler überbrachte stellvertretend Udo Eidam vom TTV Hydro die besten Wünsche für die Zukunft.
Granz ist damit Alfons noch nicht verabschiedet. Am Saisonende, zur traditionellen Abschlussveranstaltung der Handballer des Nordhäuser SV (20.06.25), wird er aus seiner neuen Heimat noch einmal anreisen.
Es war Liebe auf den ersten Blick. Wie Alfons Jarmuszewski nicht nur den Handball in Nordhausen geprägt hat. Ein Abriss seiner Verdienste und Reaktionen…
„Er wird uns sehr fehlen, das steht mal fest.“ Nicht nur Veit Meier ist dieser Meinung. Der Nachwuchs-Trainer und -Koordinator des Nordhäuser SV weiß um die Wichtigkeit einer bestimmten Person, wenn es um den Handball in Nordhausen. Nun aber ist endgültig Schluss. Die Rede ist von Alfons Jarmuszewski.
Wenn es irgendwo in der Stadt gilt, Kinder für den Handballsport zu begeistern, da konnte er nicht weit sein. Er prägte ganze Jahrgänge von Kindern und Jugendlichen und erzielte nicht mehr zu zählende Erfolge mit seinen Mannschaften auf Kreis-, Landes- und Bundesebene. Aber nun soll endgültig Schluss sein. Mit 82 Jahren sei es ihm auch wahrlich gegönnt, auch wenn der Handball in Nordhausen und darüber hinaus eine echte Ikone verlieren wird.
„Ich habe ihn im Schulhandball kennengelernt und viel gelernt von ihm. Nicht nur ich habe immer zugehört. Ich hab mich immer gefreut, wenn er am Rand gesessen hat und die Spiele beobachtet hat, vor allem im Nachwuchs. So einen wie ihn wird es so schnell nicht wieder geben“, fügte Meier noch hinzu als es am vergangenen Freitag die erste inoffizielle Verabschiedung gab. Schon da seien Tränen geflossen und werde es vermutlich am Donnerstag, zur offiziellen Verabschiedung, zuhauf geben.
„Ich ziehe meinen Hut davor, was er für den Handball geleistet hat. Ich kann mich gar nicht genug bedanken, dass ich das Handball-ABC bei ihm gelernt habe. Er war der Grundstein dafür, dass ich meinen Traum Bundesligahandball verwirklichen konnte“, sagte in einer GrußbotschaftJulia Weise, die in der zweiten Liga beim HC Leipzig spielt und sich aktuell im Babyjahr befindet.
Viele prämierte Projekte ins Leben gerufen
Im Jahre 1994 riefen „Alfons“ und der Nordhäuser SV das Projekt „Kinder von der Straße – kommt wir spielen Handball“ ins Leben. Was damals auf die Nordhäuser Grundschulen beschränkt war, entwickelte sich zu einer weit über die Grenzen des Südharzes hinausgehende beispielhafte Aktion. Vielmals wurde dieses Projekt prämiert und kopiert.
Alfons Jarmuszewski wurde am 1. Februar 1943 in Kleinwechsungen geboren. Sportlich war er ein Allroundtalent. In der Leichtathletik hätte er es besonders weit bringen können, doch eine Knieverletzung stoppte seine Ambitionen. Während seines Armeedienstes in Straußberg bei Berlin machte er erstmals Bekanntschaft mit dem Handball.
Handball war die Liebe auf den ersten Blick
Es war Liebe auf den ersten Blick, denn das kleine runde Leder ließ ihn nicht mehr los. Zurückgekehrt in den Südharz, spielte er einige Zeit für Empor Salza. Sein Beruf bei der Transportpolizei brachte ihn zur SG Dynamo Süd Nordhausen, bei der er 1966 als Handball-Übungsleiter begann.
1973 wurde er Mitarbeiter beim Kreisvorstand des DTSB, absolvierte nebenher ein Studium zum Biologie- und Sportlehrer. Der Aufbau des Trainingszentrums Handball in den 70er-Jahren bei der TSG Variant ist eng mit seinem Namen verknüpft. Eine Vielzahl junger Menschen lernte bei ihm Zielstrebigkeit und Beharrlichkeit.
Eine beruflich notwendige Neuorientierung führte Alfons Jarmuszewski nach der Wende als Umwelt- und Sozialpädagoge für einige Jahre in den Ferienpark „Feuerkuppe“, was sein Engagement für den Handballsport vorübergehend etwas einschränkte.
Über 20 Jahre als Rentner für den Nachwuchs aktiv
2003 aber ging er in Rente, und seitdem stand der Handball-Nachwuchsdes Nordhäuser SV mehr als im Mittelpunkt. Er half aktiv den Nachwuchs Handballsport in Nordhausen in die Spitzenregionen des Freistaates zu führen. Sie dankten es ihn mit etlichen Landesmeisterschaften.
Nach 58 Jahres war Ende 2024 nun Schluss. Das Zepter überreichte er der nächsten Generation. Seinen Lebensabend wird er bei seiner Familie in einem anderen Bundesland verbringen. „Der Dank der vielen Handballer kann nicht groß genug sein. Uns „Handball Alfons“, wir werden an ihn denken und ihn vermissen. Er ist eine herausragende Persönlichkeit“, sagt Frank Ollech, Abteilungsleiter Handball, der am Donnerstag mit Sicherheit dabei sein wird, wenn Jarmuszewski von seinen Weggefährten verabschiedet und gebührend vom Nordhäuser Sportverein gedankt wird.
„Das ist eine Entscheidung, die lange gereift ist und die ich treffen musste. Das fällt mir alles sehr schwer, das sollte wohl klar sein. Aber gesundheitlich ist es das Beste, wenn ich in die Nähe meiner Kinder gehe. Aber ich habe mir schon ein paar Termine rausgesucht, an denen ich nach Nordhausen komme. Zum Klassentreffen beispielsweise. Da darf ein Besuch in der Ballspielhalle nicht fehlen“, sagt Jarmuszewski auf Nachfrage.
Seine Ehrungen
– Neben den vielen Meisterschaftsschalen und Pokalen hat es viele persönliche Anerkennungen erhalten:
– Ehrennadel des Deutschen Handballverbandes (DHB) in Gold
– Ehrennadel des DTSB/ DDR in Gold
– Vorbildlicher Übungsleiter des DTSB/ DDR
– Vorbildlicher Schiedsrichter des DTSB/ DDR
– Ehrennadel des THV (Thüringer Handballverband) in Silber und Gold
– Trainer des Jahres 2000 und 2006
– 2 x als Übungsleiter – Mannschaft des Jahres
– Ehrennadel des Nordhäuser SV in Bronze, Silber und Gold
– Ehrenmitgliedschaft des Nordhäuser SV
Sportlicher Kurzabriss
– 1964 in Straußberg 1. Kontakt zum Handball bei ASK (Armee Sport Klub) Vorwärts in Straußberg/ Berlin, Handball – Übungsleiter an der Polytechnischen Oberschule in Waldsieversdorf
– 1966 Beginn als Übungsleiter im Handball bei der SG Dynamo Nordhausen Süd
– 1976 Aufbau der Sektion Handball bei der TSG Variant in Nordhausen
– 1983 Aufbau des Trainingszentrums Handball in Nordhausen
– 1991 Sonderstudium in der Fachrichtung Biologie an der Sportakademie in Trier
– 1991 Ausbildung zum B-Trainer im Handball in Schotten/ Hessen
– bis 2006 Trainer bei der Harzer Sportgemeinschaft
– 2003 Wahl zum Vorsitzenden des Handball- Bezirks Nord
– 2003 bis 2024 Projektleiter Handball im Nordhäuser SV
Von Sebastian Fernschild und Frank Ollech





